„Dem Töchterle ist das scheißegal“
Alexandra Eisenmenger (33) ist alleinerziehende Mutter und wollte Biologie an der Uni Wien studieren:
Alexandra Eisenmenger (33) ist alleinerziehende Mutter und wollte Biologie an der Uni Wien studieren:
Stefan Kastel ist Mitbegründer der Stop-STEOP-Bewegung in Wien und wollte Deutsch und Geschichte auf Lehramt studieren:
„Ich hab mir nach der Schule überlegt, welchen Beruf es gibt, wo ich mit Menschen in Kontakt kommen kann und anderen helfen kann. Das war dann der Lehrerberuf, und da bin ich auch mit viel Begeisterung an die Sache rangegangen. Mit der STEOP ist das dann immer weniger geworden. Ich wollte Deutsch- und Geschichtelehrer werden, und habe auch in beiden Fächern alle Prüfungen und Übungen positiv absolviert. Nur die Pädagogikprüfung, die hab ich verhaut. Die Pädagogikprüfung ist für alle, die Lehramt studieren wollen, gleich. Das war ein Single Choice Test. Da sind die meisten gescheitert, ich denke, ein paar hundert.
Die Linzerin Johanna Mayr (18) studiert Mathematik im Bachelor an der Karl Franzens Universität in Graz:
„Meine STEOP besteht aus einer Orientierungslehrveranstaltung und einer Vorlesung zu Linearer Algebra, insgesamt ist sie 6,5 ECTS wert. Neben den Leuten aus dem ersten Semester, die den Mathe-Bachelor angefangen haben, sitzen da auch die Lehramtsleute aus dem dritten Semester drinnen. Es ist also vielleicht nicht die beste Idee, gerade diese Vorlesung in eine STEOP reinzupacken. Ich finde, sie war relativ schwierig.
Mit der Begründung, StudienanfängerInnen einen Einblick in ihr Studium geben zu wollen, wurde im Wintersemester 2011/12 die Studieneingangsphase (STEOP) verschärft und verpflichtend am Anfang des Studiums an allen österreichischen universitäten eingeführt. Wieviel dieser Einblick gebracht hat, erzählen drei STEOP-Prüflinge.
Kommentar
Schon vor Jahren wurden fast alle Diplomstudien auf Bachelor und Master umgestellt. Für Studierende, die doch noch im Diplom begonnen haben, tickt nun die Uhr: Ihre Studienpläne laufen jetzt endgültig aus.
In Wien wird auf Hochtouren an einem Lehramtsstudium Chinesisch gearbeitet. Denn in Zukunft soll Chinesisch als Wahlfach an Mittelschulen unterrichtet werden.
Fast die Hälfte aller Studierenden in Österreich lebt unter der Armutsgrenze.
„Als Kellnerin verdiene ich sechs Euro in der Stunde. Am Arbeitsaufwand für 750 Euro monatlich leidet mein Studium. 350 Euro gehen für die Miete drauf.“
- Bettina Mühleder, 20, studiert Russisch und Geschichte auf Lehramt in Wien.
Nicht nur im Studien-Stress spitzt sich die Lage angesichts des nahenden Sommers zu, auch bildungspolitisch braut sich was zusammen. Beatrix Karl hat Anfang April drei sogenannte „124b Anträge“ in Begutachtung geschickt. Karl will den Zugang in Publizistik, Architektur und auf der Wirtschaftsuniversität beschränken und lässt auch sonst nichts unversucht, um aus den Universitäten jene exklusiven Opernhäuser für eine kleine Elite zu machen, die sie immer wieder in der Öffentlichkeit fordert. Wir setzen alles daran, die für uns klar rechtswidrigen Anträge zu bekämpfen und der Ministerin klar zu machen, dass am offenen, freien Hochschulzugang nicht zu rütteln ist.
Erstellung neuer Online-Lernplattformen, Lehrveranstaltungen, die neue Medien nutzen, und prozessorientierte Blogs, die unter WissenschafterInnen immer mehr an Beliebtheit gewinnen. Sind neue Medien die richtigen Tools, um Wissen offener zu machen?
Das Leitmotiv von Beatrix Karls Amtszeit hat sich in den letzten Monaten immer deutlicher gezeigt: Der offene Hochschulzugang soll beendet werden. Mit oder ohne Koalitionspartnerin, mit oder ohne gesetzliche Grundlage und gegen die Studierenden.
Ausgerechnet den Karfreitag hat sich Beatrix Karl ausgesucht, um die Anträge auf Zugangsbeschränkungen nach § 124b des Universitätsgesetzes 2002 in den Fächern Publizistik, Architektur und der Wirtschaftsuniversität Wien in Begutachtung zu schicken.
Die ÖH-Bundesvertretung hat den, unter dem Druck der Studierendenproteste eingerichteten, Hochschuldialog verlassen und damit die Konsequenzen aus der monatelangen Täuschungspolitik der Ministerin gezogen. Während sich die teilnehmenden Organisationen in den Arbeitsforen in vielen Punkten einig waren und gemeinsame Empfehlungen formulierten, ignoriert Karl regelmäßig diese Ergebnisse und tobt sich in der Öffentlichkeit mit haarsträubenden Vorschlägen zum Hochschulwesen aus. Zuletzt mit ihrem Vorstoß, die Studieneingangsphase auf den Universitäten als Selektionsphase umzugestalten. Wird dieser Vorschlag Wirklichkeit, hätte die ÖVP ihren Wunsch nach flächendeckenden Zugangsbeschränkungen letztlich doch noch durchgesetzt.