Vom Hinfallen und wieder Aufstehen

  • 29.01.2018, 12:17
Stress, Leistungsdruck, finanzielle Probleme – für viele Studierende gehört das zum Alltag. Doch was, wenn sich all diese Dinge plötzlich summieren und alleine nicht mehr zu bewältigen sind?

Laut Studierendensozialerhebung 2015 gaben 42% aller befragten Studierenden an, im Laufe ihres Studiums bereits an psychischen Beschwerden gelitten zu haben, welche ihren Studienalltag und –erfolg zeitweise wesentlich beeinträchtigten. Die Ursachen dafür sind vielfältig: Sie reichen von Leistungsdruck über Versagensängste hin zu Existenzängsten. Professionelle Hilfe in Form von Gesprächen mit Psychotherapeut_innen kann helfen die Ängste und den Druck abzubauen und somit die psychische Belastung zu verringern. Doch Psychotherapien sind teuer, die Plätze auf Krankenkasse rar und somit für viele Studierende nicht erschwinglich.

Genau aus diesen Gründen gibt es die psychologische Studierendenberatung, kurz PSB. Sie ist eine kostenlose Anlaufstelle für Studierende und bietet Beratung und Unterstützung im Studium, in Krisensituationen und bei jeglichen psychischen Problemen. Die Themen, die von der PSB abgedeckt werden, sind vielfältig: Sie beginnen bei Dingen, die unmittelbar mit dem Hochschulalltag zu tun haben, wie Studienbewältigung und Zeitmanagement, decken jedoch auch Gebiete ab, die nicht direkt mit dem Studium in Zusammenhang stehen müssen. Dazu zählen auch persönliche Probleme und sämtliche Formen psychischer Erkrankungen.

Die PSB unterliegt der ärztlichen Schweigepflicht, man kann dort auch anonym um Hilfe ansuchen. In Fällen, in denen tatsächlich eine längere Psychotherapie benötigt wird, werden auch mehrere kostenlose Termine angeboten, ebenso wie Unterstützung bei der Suche nach einem Therapieplatz auf Krankenkasse.

Anlaufstellen gibt es nicht nur in Wien, sondern bundesweit in sechs Städten (siehe Infobox). Außerdem kann man auch online mit Mitarbeiter_innen der PSB in Kontakt treten.

Einige der Angebote der PSB richten sich auch speziell an Maturant_innen und Studienanfänger_innen. Maturant_innen wird Unterstützung bei der Frage nach Studienwahl durch gezielte Information und Orientierungs- und Entscheidungshilfen angeboten. Für Studienanfänger_innen gibt es speziell zu Studienbeginn Angebote, die bei der Planung und Organisation des Studiums hilfreich sind. Das hilft Problemen vorzubeugen, bevor sie überhaupt entstehen.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die psychologische Studierendenberatung eine Anlaufstelle für Studierende in schwierigen und belastenden Lebenssituationen ist – egal, ob die Gründe dafür jetzt direkt im Studium zu verorten sind oder nicht. Angesichts der hohen Zahlen Studierender, die an psychischen Beschwerden leiden, ist diese Einrichtung dringend notwendig, auch wenn sie leider immer noch zu wenig genutzt wird. Auch hierfür ist eine Vielzahl an Gründen zu nennen, laut Studierendensozialerhebung 2015 ist nur 42% der Studierenden bekannt, dass es eine Einrichtung wie die PSB überhaupt gibt.

Außerdem ist das Aufsuchen professioneller, psychotherapeutischer Hilfe bis heute gesellschaftlich tabuisiert. Menschen, die dies dennoch tun, werden schnell stigmatisiert und pathologisiert. Das Narrativ, psychotherapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen wäre ein Zeichen von „Schwäche“ und nur bei schwerwiegenden psychischen Erkrankungen notwendig, hält sich hartnäckig. Das ist jedoch nicht der Fall, denn psychotherapeutische Hilfe kann in sämtlichen schwierigen Lebenslagen, in denen man sich überfordert, überrannt und allein gelassen fühlt oder einfach nicht mehr weiterweiß, aufbauend wirken und Kraft geben.

Es ist auch keine Schande, unter psychischen Erkrankungen wie zum Beispiel Depressionen zu leiden. Laut WHO erkranken rund 20% der Bevölkerung weltweit im Laufe ihres Lebens daran. Das macht sie zu einer der häufigsten Erkrankungen, gesprochen wird darüber allerdings immer noch nicht. Bei Depressionen reicht es eben nicht „sich mal schnell zusammenzureißen“, wie oft suggeriert wird. Und genau das macht sie so gefährlich – diagnostiziert bestehen bei Depressionen gute Heilungschancen, werden sie jedoch verschleppt und unter den Tisch gekehrt, kann dies schwerwiegende Auswirkungen auf den Alltag und die Lebensqualität der betroffenen Person haben. Dies gilt übrigens nicht nur für Depressionen, sondern für sämtliche psychischen Krankheiten.

Es ist kein Zeichen von Schwäche, sich professionelle Hilfe zu suchen – im Gegenteil, es zeugt von Stärke. Was auch immer es ist, womit du zu kämpfen hast, du bist nicht der_die Einzige. Und du musst da auch nicht alleine durch.

 

Liam Alexander Wülbeck studiert Politikwissenschaft und Philosophie an der Universität Wien. 

AutorInnen: Liam Alexander Wülbeck