Spin the record!

  • 04.01.2013, 13:27

Turntablism at its best: Misonica zeigt dir die ersten Schritte.

Turntablism at its best: Misonica zeigt dir die ersten Schritte.

Schallplatte auf den Teller, Signale in das Mischpult, Sound aus der Anlage! Einfaches Prinzip und klingt eigentlich ganz logisch. Aber bitte wer, außer in die Jahre gekommene Hippies mit fetischhafter Attitüde, spielt noch verstaubtes Vinyl? Die jüngere Generation der Discjockeys versteckt sich hinter ihren Notebooks und drückt auf ein paar Knöpfe, während sie herumtanzen oderetwa mit den Händen klatschen. Grund genug, sich auf die Ursprünge zu besinnen, denn gerade die Schallplatte erfährt wieder ein Revival. Ein kleines Tutorial für Anfänger_innen und jene, die es noch werden wollen!

Die Basis – und ihre Funktion. Analoge DJs hantieren meist mit zwei Plattenspielern, einem Mischpult und einem Kopfhörer, sammeln runde, zumeist schwarze Scheiben aus Vinyl ihrer Lieblingslabels und Produzent_innen. Digitale DJs wiederum besitzen Programme wie Serato Scratch oder Traktor, mit denen sie Musik in Form von digitalen Daten auf so genannte Timecode- Vinylplatten spielen. Somit werden die Haptik und die Handhabung des analogen Auflegens nachempfunden, der Plattenspieler ist also im digitalen Bereich keineswegs obsolet. Dieser besitzt einen Motor, der die Vinylplatte dreht. Der Tonarm nimmt die Signale über die Nadel auf und schickt das ganze in das Mischpult. Das Mischpult ist dazu da, den Titel zu verändern, einzelne Spuren zu verstärken oder rauszunehmen. Es ist das elementare Werkzeug  der DJs, der Sound kann durch das Mischpult regelrecht gepeitscht undverzerrt oder auch zart gestreichelt werden.

Die Technik und die Praktik. Aber was genau machen denn die DJs an Knöpfen nervös herumdrehend, Platten energisch vor- undzurückschiebend, mit großen Kopfhörern an den Ohren zum Takt nickend hinter ihrem Equipment? Auf den Punkt gebracht: Sie mischen zwei Tracks ineinander, sodass der Anfang und das Ende miteinander zerfließen und verschmelzen und ein Endlos- Track entsteht.
Illustration: Christina Uhl
Match the beat. Jeder Track hat eine bestimmte Geschwindigkeit, eine gewisse Anzahl an Beats per Minute. Diese Anzahl  betonter Schläge in der Minute gilt es zu erkennen. Am besten man hört sich den Track an und zählt einfach mit der Baseline mit:  eins, zwei, drei, vier – und so weiter. Das funktioniert auch mit Klatschen ganz gut. Wenn der erste Song gespielt wird, gilt es, den  zweiten Song reinzumischen, indem man als erstes die Geschwindigkeit beider abgleicht. Das heißt, über den Kopfhörer wird nun  der neue Track gehört und angepasst. Am Plattenspieler gibt es den sogenannten Pitchfader (1, siehe Grafik oben), der den Motor  des Plattenspielers schneller oder langsamer werden lässt. Am Regler also so lang rumspielen, bis die Geschwindigkeit passt, dann noch mehrere Takte anhören, die Platte eventuell noch nachziehen oder kurz anstoppen, bis die Baseline der zwei Tracks  vollkommen übereinanderliegt. Bis man das Hörgefühl dahingehend entwickelt hat, dass das Beatmatching schnell erfolgt, braucht  es konsequente Übung!

Der Übergang und das Mischpult. Das Mischpult ist das Teil mit den vielen Knöpfen, das beim ersten Anblick wahrscheinlich   Verwirrung stiftet. Die wichtigsten Elemente des Mischpults: die Fader (2) des jeweiligen Kanals, der Bass (3), dieMitte (4), die Höhe  (5) und der Kopfhörer-Eingang mit Lautstärkenregelung, der meist mit einem Kopfhörersymbol versehen ist. An jedem Mischpult gibt es mindestens zwei Kanäle, die mit den Plattenspielern verbunden sind. Jeder Kanal hat einen Fader, der dazu da ist, den Track der Platte laut über die Anlage zu schicken. Wenn also jene Platte, die gerade laut gespielt wird, mit der Platte, die man nur über den Kopfhörer hört, synchron läuft, kann der Fader der zweiten Platte langsam hochgezogen werden, sodass nun beide Platten  gleichzeitig laufen und laut gehört werden.
Nun wird es Zeit, sich an die Regler des Basses, der Mitte oder der Höhe heranzumachen, um mit den einzelnen Spuren des Tracks zu spielen. Hier ist die künstlerische Freiheit beinahe unendlich, jeder DJ entwickelt seine eigene Art zu mischen! Beispielsweise am Bassknopf drehend, wird der Bass eines Tracks entweder verstärkt oder ganz aus dem Lied genommen, sodass nur mehr die hohenund mittleren Töne zu vernehmen sind. Je nach Mischpult gibt es auch die Möglichkeit, einen Effektüber den Sound zu legen,  vom einfachen Filter bis hin zu einem Echo.
Illustration: Christina Uhl
Das Ende. Vor allem im digitalen Bereich gibt es für Anfänger_ innen etliche Hilfestellungen. Die BPM-Zahl wird angezeigt und es existiert sogar ein Sync-Knopf, der einem das Beatmatching komplett erspart. Der Gefahr, von Ahnungslosen als Retro beschimpft zu werden, zum Trotz, kauft Platten und macht eure Übergänge selber. Es lohnt sich!

Elisabeth Falkensteiner aka Misonica www.soundcloud.com/misonica

AutorInnen: Elisabeth Falkensteiner