Reichhaltigkeit ist etwas Schönes

  • 13.03.2014, 19:08

 

Das Wiener Elektropop-Duo Konea Ra weiß, wie man das Publikum überzeugt: mit verspieltem Sound und opulenter Ästhetik.

Wer Konea Ra das erste Mal hört, mag vielleicht überrascht sein, dass es sich hier um ein Popduo aus Österreich handelt. Das liegt wohl an dem Vorurteil, dass österreichischer Pop immer etwas verspätet und verstaubt sei. Oder daran, dass man ihren Sound eher mit düster-glamourösen skandinavischen Klängen à la Fever Ray in Verbindung bringt. Eines steht jedenfalls fest: Konea Ra machen Musik am Puls der Zeit. Das merkt man nicht nur an ihren vielfältigen musikalischen Einflüssen, die von Neo Soul bis Hip Hop reichen, sondern auch an der starken visuellen Komponente, die sie pflegen.

progress: 2012 habt ihr euer Debütalbum „Pray for Sun“ herausgebracht. Ihr habt aber beide schon vor Konea Ra Musik gemacht. Wie kam es zu eurer Kollaboration?

Stephanie Zamanga: Wir haben uns bei einer ReleaseParty von Karl Möstls Label Defusion Records kennen gelernt, da sind wir beide aufgetreten. Ich als Sängerin bei Señor Torpedo und Matthias als Mangara. Matthias hat sich eineinhalb Jahre danach bei mir gemeldet und gefragt, ob wir einmal gemeinsam Musik machen wollen.

Matthias Cermak: Genau. Nach meinem Soloalbum wollte ich etwas ganz Neues machen und war auf der Suche nach Leuten, mit denen ich gemeinsam Musik machen kann. Ich habe viele verschiedene MusikerInnen ins Studio eingeladen und Stephi ist gleich mit super Ideen gekommen. Daraus entstand dann Konea Ra.

Ihr wart dann 2012 gleich als Duo auf Tour in Mexiko. Wie kam es dazu, dass ihr so schnell nach der Bandgründung gleich so weit weg aufgetreten seid?

Stephanie: Wir hatten soeben unser Album released und damit die Aufmerksamkeit von Flo Launisch geweckt, er ist einer der Visual Artists von Luma.Launisch. Matthias: Flo ist auch Teil des sound:frameFestivals und die haben Vienna Visuals kreiert, ein Projekt, in dem es darum geht, in verschiedene Länder zu reisen und Wien zu präsentieren – da war normalerweise immer ein DJ dabei. Für Mexiko (Festival In- ternacional Cervantino) war jedoch eine Band gefragt. Flo hat uns dann mitgenommen. Aus einem einzelnen Gig ist eine ganze Tour geworden, das war sehr cool.

Euer Sound hat eine düstere, melancholische und gleichzeitig eine sehr kraftvolle, glamouröse Seite. Musikalisch seid ihr schwer einzuordnen. Ihr wurdet mal mit The Knife verglichen. Passt der Vergleich für euch?

Stephanie: Ich sehe das als Kompliment.

Matthias: Die sind unglaublich cool, aber ich finde sie klingen gar nicht wie wir. Inzwischen ist das ja Kunstmusik, so nervöser Elektrosound. Vielleicht klingen wir eher wie Fever Ray (Anm. der Red.: Soloprojekt der Sängerin von The Knife).

Ihr legt sehr viel Wert auf eine visuelle Ästhetik – kann man nicht auch eure Musik als Kunstmusik bezeichnen?

Matthias: Nein, wir haben ja noch immer einen starken Song-Bezug, es ist noch immer irgendwie Popmusik.

Wieso ist die visuelle Komponente eurer Musik wichtig?

Matthias: Ich denke, wenn man so viel Liebe in die Musik steckt und dann mit den gleichen Kleidern, die man während der Arbeit anhatte, auf die Bühne geht, passt das nicht zusammen. In der Musik steckt viel Arbeit –  die Leute sollen das auch bei den Auftritten spüren und sehen können.

Im Jänner habt ihr die 2-Track 7'' „Switching Lanes“ released. Die Platte habt ihr bei Duzzdownsan veröffentlicht, einem Independant-Label, das man eher mit Hip Hop als mit Elektropop in Verbindung bringt. Und dann gibt’s da noch die Zusammenarbeit mit DJ Phekt. Wie kam es dazu? Und was verbindet euch mit Rap?

Stephanie: Die Einflüsse von Hip Hop waren für uns immer gegeben. Ich denke, sie fließen auch sehr stark in unsere Musik ein. Wir versuchen nicht uns von Rap fernzuhalten. Phekt wurde damals auch auf die MexikoTour eingeladen, da haben wir dann gemeinsam den Song „Oh Vienna“ produziert (ein Remake des UltravoxKlassikers) und danach die Single „Boy“. Bei beiden Songs hat er mitgewirkt und die Cuts gemacht. So haben wir ihn kennengelernt und mittlerweile sind wir ein Dreamteam, es harmoniert einfach zwischen uns.

Matthias: Die Frage ist hier auch, was Rap überhaupt sein soll. Wenn du damit die Musik meinst, dann sind wir sehr nahe dran. Ich habe früher viel Trip Hop und Hip Hop gehört und Stephi hat einen starken Soul-Bezug. Bei uns ist es auch so, dass uns unterschiedliche Genres aus unterschiedlichen Zeiten beeinflussen. Heute ist es ja nicht mehr so, dass man nur einen Sound hört. Früher hat einer nur West Coast oder Public Enemy gehört, heute hören die Leute gleichzeitig Indie und Electronic. Stephi weiß immer Bescheid, was gerade neu und cool ist und daran orientieren wir uns auch. Sie legt ja nebenbei auch auf. Lustigerweise ist es bei uns nicht so, dass der Produzent auflegt – ich habe da keine Ahnung (lacht).

An welchem Sound orientiert ihr euch denn?

Stephanie: Meine ursprünglichen Einflüsse sind Soul und Neo Soul zum Beispiel Erykah Badu, Mary J. Blige aber auch Sade. Jetzt sind es eben die, die Soul und elektronische Musik vereinen, so wie etwa James Blake, Jessy Lanza oder auch Little Dragon.

Und wer inspiriert dich beim Produzieren?

Matthias: Zum Beispiel Shlohmo, Flying Lotus oder Emika – die ist auch ganz wichtig für uns. Bei ihr ist es einfach toll, dass sie den Mut hat schöne, glatte Songs zu schreiben, dabei aber auch total deep ist. Reichhaltigkeit in der Musik ist etwas Schönes. Es ist gut, wenn man nicht nur in eine Richtung geht, sondern auch nach rechts und links schaut.

Was sind eure weiteren Pläne?

Stephanie: Zur Zeit arbeiten wir im Studio an der Fertigstellung unseres zweiten Albums – im Mai ist die Veröffentlichung geplant. Das nächste Konzert werden wir am 26. März beim sound:frame-Festival spielen. Gemeinsam mit Luma.Launisch und DJ Phekt. Da freuen wir uns schon riesig darauf!

 

Das Interview führte Simone Grössing.

AutorInnen: Simone Grössing