Loose yourself to dance
Der Verein zur Förderung Kritischer Theater-, Film- und Medienwissenschaft (KritTFM) hat ein neues Buch herausgebracht: Dieses Mal, wie der Titel bereits verrät, mit dem Schwerpunkt „Tanz im Film“.
In 18 Artikeln und 265 Seiten werden Tanzfilme oder Tanzarten, die im Mainstream gelandet sind, gesellschaftskritisch demaskiert und politisch analysiert. Die Autor_innen versprechen eine Auseinandersetzung mit „Schwierigem und Uneindeutigem“ in Tanzfilmen und legen Zeugnisse ab, wie Tanz nicht nur plumpes und ästhetisierendes Element in der Kinematografie ist, sondern tief mit der Gesellschaft und den politischen Begebenheiten verwoben ist. Euch erwarten vertiefende Texte über Macht- und Gewaltstrukturen, Realitätskritik, Körperlichkeit und Sehnsucht nach dem Utopischen in Tanzfilmen. Von Saturday Night Fever, Footlose zu West-Side-Story und den Step-up-Filmen, weiter zu Flamenco-Sequenzen bis zum indischen Tanzkino und vieles mehr.
Aus irgendeinem Grund habe ich mir beim Lesen des Titels gewünscht, dass es zumindest einen Artikel gibt, der die aktuellen Barbie-Ballett-ichmuss- gleich-kotzen-Filme auseinanderreißt, was leider nicht der Fall war. Kinder-Tanz-Filme, die zu Hauf vorzufinden sind, haben in diesem Buch leider keinen Platz gefunden.
Die Herausgeber_innen erzählen, dass sie in ihre wissenschaftliche Arbeitsweise einen Praxisteil eingebaut haben, was sehr untypisch und interessant ist. Ich hätte das unfassbar gern gesehen und vielleicht sogar mitgemacht.
Sarah Binder, Sarah Kanawin, Simon Sailer, Florian Wagner (Hg.): Tanz im Film. Das Politische in der Bewegung.
Verbrecher Verlag 2017, 265 Seiten, 19,90 Euro.
Carmela Migliozzi studiert Germanistik und Romanistik auf Lehramt an der Universität Wien.