Imany – The wrong kind of war
Katja: Imany sollte man wegen ihres Nr.-1-Hits „Don’t Be So Shy“ kennen, der heuer als Remix schon die österreichischen Charts angeführt hat. Das lässt schon vermuten, dass Imanys Stimme und Songwritingqualitäten erste Sahne sind – aber für einen Superhit braucht es manchmal ein paar zusätzliche Beats und Breaks. So kann man nur hoffen, dass sie auf Albumlänge noch ein paar Fans mehr gewinnen kann, ganz allein und durch die Geschichten, die sie eher ruhig und unaufgeregt erzählt. Und tatsächlich sind die Geschichten der Kern der Songs auf „The Wrong Kind Of War“. Normalerweise finde ich Singer-Songwriter- Alben nicht so spannend, aber Imany überzeugt mich auf dieselbe Art, wie mich damals Norah Jones von sich überzeugen konnte. Es war nicht besonders cool oder edgy, diese Musik zu hören, aber muss es denn immer Gitarrenlärm oder Elektrogefriemel sein? Von der durch Imany kreierten musikalischen Atmosphäre und ihrer einlullenden Stimme kann sich selbst Feist noch was abschneiden.
Marie Luise: „The Wrong Kind of War“ ist vier Jahre nach Imanys viel gefeiertem Debütalbum „The Shape of a Broken Heart“ erschienen. Damals hat die Pariserin über 400 Konzerte gespielt und fast eine halbe Million Alben verkauft. Mit ihrer im Juli erschienenen Single „Don’t be So Shy“ war sie wochenlang Nummer eins in den französischen Charts. Imany hat zunächst als Model gearbeitet und ihre Musikkarriere viel später begonnen, als die meisten andern MusikerInnen, die derart hohe Verkaufszahlen erzielen. Auch für die Musik auf der neuen Platte hat sie sich viel Zeit genommen. Sie sagt, sie habe sehr viel geschrieben und wieder verworfen, sie sei viel gereist und habe die Lieder für „The Wrong Kind of War“ in Paris und Dakar aufgenommen. Der Sound erinnert manchmal an Tracey Chapman, manchmal an Bob Dylan. Ihre neuen Lieder sind von einer starken Melancholie durchzogen. Zu den meisten Songs gibt es schöne Videos. Imany singt über Liebe und Gefühle, ist aber auch sozialkritisch. Im ersten Song des Albums singt sie über den medialen Umgang mit Kriegsberichterstattung und Gewalt, die im Fernsehen verherrlicht werde. In „There were Tears“ singt sie „Freedomfighters, here I am, knock on my door“ und später im Song: „If there is no justice, there will be no peace“.
Katja Krüger-Schöller studiert Gender Studies an der Uni Wien.
Marie Luise Lehner studiert Sprachkunst an der Universität für angewandte Kunst und Drehbuch an der Filmakademie.