Die Nummer mit der Null
„Neue Zeiten. Neue Wege. Neue Chancen.“ – mit diesen Worten wird die verschriftlichte Information zur Pressekonferenz vom 23. Oktober 2017 mit Regierungsvertreter_innen des Landes Oberösterreich eingeleitet. Verkündet wird eine „neue Ära der oberösterreichischen Finanzpolitik“. Schwarz-Blau plant für den Haushalt 2018 ein Nulldefizit.
Neben erheblichen Einsparungen im Kultur- und Sozialbereich, die Existenzen vernichten werden, beginnt auch eine „neue Zeit“ an der Fachhochschule Oberösterreich. Neu ist unter anderem, dass nun ab dem Sommersemester 2018 Studiengebühren eingehoben werden. Für Studierende aus EU- und EWR-Staaten 363,36 Euro pro Semester, für Studierende aus Drittstaaten wird zukünftig eine Gebühr in der Höhe von 726,72 Euro pro Semester eingehoben.
Legitimiert wird diese finanzielle Belastung für Studierende damit, dass ohnehin „bereits 15 der 21 FH-Erhalter (sic!) in Österreich Studiengebühren“ einheben. Dieser „Nebensatz“ wird in diesem Zusammenhang auffallend konsequent verwendet. Sowohl in der medialen Berichterstattung als auch in den Informationsmails der Studiengangsleiter_innen.
Ein Satz, der die Einführung offensichtlich leichter machen und Verständnis erzeugen soll. Leichter für all jene, für die Studiengebühren eine finanzielle Bürde darstellen. Für all jene, die bewusst auf Einkommen verzichten, um eine Ausbildung zu absolvieren. Für all jene, die teilweise berufsbegleitend ganze Studienpläne durchlaufen und damit auf das Recht auf Freizeit verzichten – nur, um es irgendwann auf dem Arbeitsmarkt besser zu haben.
Auch, wenn die Hochschüler_innenschaft an der FH OÖ sich „mit aller Deutlichkeit gegen die Einführung von Studiengebühren“ ausspricht, kommt sie ihrer Rolle als Interessensvertretung nicht ausreichend nach und lässt einen wirklichen Aufschrei bisher vermissen. Dass sie auf ihrer Facebook Infopage ebenfalls zu dem oben erwähnten „Nebensatz“ greift, klingt eher nach einer Resignation als nach einer Kampfansage.
Wirklich leichter macht es diese neue Zeit definitiv aber nur für wenige. Es profitieren jene, die ohnehin keine Probleme haben, an bestimmten gesellschaftlichen Bereichen, wie beispielsweise dem tertiären Bildungsbereich, zu partizipieren. Dass Bildung zur Ware geworden ist und Menschen oft nur noch als reines Humankapital angesehen werden, ist eine Entwicklung, die beängstigend, aber keinesfalls neu ist. Neu ist lediglich jener politisch verfolgte Ansatz, dass das Erwerben dieser Ware zur Optimierung des eigenen Humankapitals noch mehr verbarrikadiert wird. Die Barrieren werden nun an der Fachhochschule Oberösterreich höher, damit weniger durchlässig und damit auch verletzender.
Dass andere das genauso machen, ist keine Begründung. Wenn, dann ist es der verzweifelte Versuch Dinge zu legitimieren und als „normal und gesellschaftsfähig“ zu verkaufen, die es nicht sind und nicht sein dürfen. Barrieren und Barrikaden können aufgebaut werden, sie können aber jederzeit wieder eingerissen werden. Auch, wenn es dann vielleicht heißt: „Alte Zeiten, alte Wege, alte Chancen“.
Ina Pree studiert Gesundheits-, Sozial- und Public Management an der FH Oberösterreich.