Der Weltenbummel-Kellner

  • 13.07.2012, 18:18

Gregor, 26 ist Kellner.

Gregor, 26 ist Kellner.

Manchmal ist Zurückkommen schon merkwürdig. Während meiner Studienzeit war ich öfters im Ausland, einmal als Englischlehrer für Waisenkinder in Armenien, ein anderes Mal für ein Jahr auf Erasmus-Austausch in Litauen. Jedes Mal, wenn ich wieder da bin, gibt es für mich die gleichen Kellner-Jobs – für gleich wenig Geld. Inflation scheint es im Gastgewerbe nur bei den Getränkepreisen zu geben. Seit dem Sommer wohne ich wieder in Wien. Seither arbeite ich zwei bis dreimal die Woche am Abend in einem Gasthaus. Im Vorhinein weiß ich nie genau Bescheid, ob und wann ich arbeiten soll. Ich gehe heim, nachdem der letzte Gast gegangen ist. Da ich nicht abkassieren darf, nehme ich nur meinen Stundenlohn mit nach Hause, etwa € 60 für einen Abend. Diese Summe ist im Wiener Nachtleben leider viel zu schnell wieder ausgegeben. Die meiste Zeit lebe ich bescheiden und rauche Wuzel-Zigaretten. Sonst müsste ich verhungern.
Mein Geld verdiene ich jedoch nicht, um damit Party zu machen, sondern um mein Studium zu finanzieren. Im Moment plane ich meine Diplomarbeit in Politikwissenschaft, außerdem studiere ich nebenbei Russisch. Nach meinem Abschluss gehe ich sicher wieder ins Ausland. Ich will meinen Eltern dann aber nicht mehr auf der Tasche liegen. Als Student muss ich bei allem, was ich tue, auf die Kohle schauen. Das macht einen auf die Dauer verrückt! 

 

 

AutorInnen: Alex Fanta