Africa must unite!
Der vergessene Kontinent versucht seit Jahren mithilfe wirtschaftlicher und politischer Zusammenschlüsse auf internationalem Parkett wieder wahrgenommen zu werden. Schwarzes Gold und neue Geberländer könnten Afrika auf die Sprünge helfen.
Der vergessene Kontinent versucht seit Jahren mithilfe wirtschaftlicher und politischer Zusammenschlüsse auf internationalem Parkett wieder wahrgenommen zu werden. Schwarzes Gold und neue Geberländer könnten Afrika auf die Sprünge helfen.
Bereits mit der Unabhängigkeit der ersten afrikanischen Kolonien (Ghana 1957) begann sich eine panafrikanische Bewegung zu institutionalisieren. Die neuen unabhängigen Staaten schlossen sich in der Organisation für Afrikanische Einheit – aus der die Afrikanische Union (AU) hervor ging – zusammen. Fast alle afrikanischen Länder (nur Marokko, das seit über 30 Jahren die Demokratische Republik Sahara völkerrechtswidrig okkupiert hält, ist nicht Mitglied) haben sich dort zusammen gefunden, um demokratisch Entscheidungen zu treffen. Der wirtschaftliche Bereich wird einerseits durch die sieben regionalen Wirtschaftsvereinigungen der AU abgedeckt, andererseits durch NEPAD, die Neue Partnerschaft für Afrikas Entwicklung. Diese Organisationen haben zum Ziel, die Entwicklung Afrikas zu fördern.
Am Rande des Geschehens. International gesehen liegt Afrika aber weiterhin am Rande des Geschehens: Wo noch in den 1970er-Jahren sein Anteil am Bruttoglobalprodukt drei Prozent betrug, liegt er 2006 nur mehr bei knapp zwei Prozent. Auch wenn man die Ressourcenströme der Welt betrachtet, fließt das meiste Kapital zwischen der Triade USA-EU-Japan, Afrikas Anteil am Welthandel sank von über sieben Prozent (1950) auf unter drei Prozent (2005). Ebenso sind die Anteile an Auslandsdirektinvestitionen in afrikanische Länder verglichen mit denen in andere Regionen minimal (ca. 2,8 Prozent im Jahr 2004). Und sogar der Fluss der ODAZahlungen (Official Development Assistance) der OECD-Länder nimmt trotz gegenteiliger internationaler Zusagen ab (2006 um 5,1 Prozent).
A new Scramble for Africa? Trotz seiner Stellung als Peripherie im Weltsystem nimmt Afrikas Bedeutung in manchen Regionen zu: Für neue Geberländer wie China wird Afrika zu einer immer größeren Spielwiese. So besuchte etwa der chinesische Präsident Hu Jintao im letzten Jahr so viele afrikanische Länder wie kein anderes Staatsoberhaupt. Die chinesischen Erdölimporte aus Afrika steigen und auch Hilfsmaßnahmen werden arrangiert. Wie die USA auf diese Konkurrenz reagieren bzw. welche Auswirkungen die chinesische Hilfe auf die afrikanische Bevölkerung haben wird, bleibt abzuwarten. Die EU versucht jedenfalls, durch Economic Partnership Agreements (EPA) ihre Vormachtstellung in Afrika aufrecht zu erhalten: Noch bis Ende des Jahres müssen EPAs mit allen afrikanischen Ländern abgeschlossen werden, meinen EU und WTO unisono. Viele afrikanische Länder und deren Zivilgesellschaft versuchen sich zu wehren, auch weil Zölle abgeschafft werden sollen, die noch immer einen Großteil der öffentlichen Einnahmen vieler nicht-industrialisierter Länder bilden. Ob sich hier wieder der Westen durchsetzen kann, um danach „Hilfe“ anzubieten und seine Weste durch Charity-Maßnahmen weiß zu waschen, wird die Zukunft zeigen.
Tobias Orischnig hat in Innsbruck „Internationale Wirtschaftswissenschaften“ abgeschlossen und studiert derzeit „Internationale Entwicklung“ in Wien.