„Akademikerball“? Nein, danke!
Am 29. Jänner 2016 ist es wieder so weit: Rechtsextreme, deutschnationale Burschenschafter, FPÖ-PolitikerInnen, AntisemitInnenund RassistInnen kommen in der Hofburg zusammen, um auf sich und ihre reaktionäre Ideologie anzustoßen.
Am 29. Jänner 2016 ist es wieder so weit: Rechtsextreme, deutschnationale Burschenschafter, FPÖ-PolitikerInnen, AntisemitInnenund RassistInnen kommen in der Hofburg zusammen, um auf sich und ihre reaktionäre Ideologie anzustoßen.
Der Akademikerball, der mittlerweile offiziell nicht mehr vom Wiener Korporationsring, sondern von der Wiener FPÖ organisiert wird, ist keineswegs das harmlose, unpolitische Tanzevent, als das es Rechte in der Öffentlichkeit gerne darstellen. Rechtsextreme Eliten vernetzen sich und der Veranstaltungsort der Wiener Hofburg soll dies gesellschaftlich legitimieren. Damit der Rechtswalzer nicht unbehelligt abläuft, haben sich in der Vergangenheit drei antifaschistische Bündnisse zusammengeschlossen, um das rechtsextreme Treiben zu thematisieren und/oder zu verhindern. Auch heuer mobilisieren die „Offensive gegen Rechts“ und das Bündnis „jetztzeichensetzen“ gegen den FPÖ-Akademikerball. Das Bündnis „nowkr“ hat sich nach der Mobilisierung 2015 aufgelöst und erklärt hier, warum.
NOWKR. Das NOWKR-Bündnis versteht sich als linksradikales antifaschistisches Bündnis, das von 2008 bis 2014 Proteste gegen den WKR-/Akademikerball organisierte. Die Kampagnen setzten jedes Jahr unterschiedliche inhaltliche Schwerpunkte, zuletzt wurden Gewaltverhältnisse in der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft thematisiert. Unsere kontinuierliche Arbeit schaffte es, den WKR-Ball ins Rampenlicht der medialen Öffentlichkeit zu zerren, und hatte dabei mehrere Erfolge zu verbuchen: Neben einer Delegitimierung des Balls und deutschnationaler Burschenschaften im Allgemeinen hat der Ball mit sinkenden Teilnehmer_ innenzahlen zu kämpfen und musste 2012 in Akademikerball umbenannt werden. Seitdem wird der Ball offiziell nicht mehr vom Dachverband der völkischen Verbindungen in Wien ausgerichtet, sondern von der Landesgruppe der FPÖ. Auch den Charakter des Balls als „größtes couleurstudentische Gesellschaftsereignis im deutschsprachigen Raum” (WKR) und als Vernetzungstreffen der europäischen Rechten konnten ihm die antifaschistischen Proteste streitig machen. Zudem gelang es die Proteste zu verbreitern. Den Ball unmöglich zu machen bedeutet für uns auch eine Gesellschaftsform unmöglich zu machen, die reaktionäre Ideologien aller Couleur erst hervorbringt. Deshalb war es für uns immer zentral, eine linksradikale Gesellschaftskritik in den Vordergrund unserer politischen Arbeit zu stellen und dabei Werbung für das Projekt der Überwindung der bestehenden Verhältnisse zu machen. Wir lösten uns als Bündnis im Februar 2015 auf, warum könnt ihr auf nowkr.at nachlesen.
OFFENSIVE GEGEN RECHTS. Auch heuer mobilisieren wir als „Offensive gegen Rechts“ wieder gegen den FPÖ-Burschenschafterball in der Wiener Hofburg. 2014 verweigerte die Hofburg Betriebsges.m.b.H. dem Wiener Korporationsring (WKR) die Ball-Räumlichkeiten in diesem repräsentativen Gebäude. Die FPÖ zögerte nicht lange und meldete das Event unter ihrem Namen an. Ein eindeutiges Signal von der Freiheitlichen Partei, die sich erneut offen und selbstbewusst zu rückschrittlichen, elitären und rechtsextremen Männerbünden bekennt. Burschenschaften stellen die Mehrheit der FPÖ-Abgeordneten im Nationalrat und im Wiener Landtag. Ihre Lebensrealitäten haben nichts mit den Problemen des Großteils der Bevölkerung zu tun, aber der FPÖ gelingt es, die aktuelle gesellschaftliche Lage dafür zu nutzen, ihr rückschrittliches Weltbild wieder salonfähig zu machen. Die Ablehnung von erkämpften Frauenrechten und Arbeiter_innenrechten, ihr offener Antisemitismus, die Ablehnung von Andersdenkenden und Minderheiten zählen seit jeher zum fixen Bestandteil des deutschnationalen Weltbildes und damit auch der FPÖ. Gehen wir also gemeinsam auf die Straße und sagen klar: Nie wieder Faschismus, nie wieder FPÖ! Zeigen wir, dass es keine Burschenschafter braucht, sondern eine echte Umverteilung des gesellschaftlichen Reichtums von oben nach unten! Mehr Infos zur Demonstration gegen den FPÖ-Burschenschafterball und die Aktivitäten der „Offensive gegen Rechts“ gibt es auf Facebook und unter offensivegegenrechts.net.
ZEICHENSETZEN. Die Vernetzungsplattform „jetztzeichensetzen“ macht sich für die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus, gegen rassistisches, antisemitisches und sexistisches Gedankengut, gegen rechte Hetze und gegen Diskriminierung und Gewalt stark. „jetztzeichensetzen“ organisiert seit Jahren am 27. Jänner, dem Tag der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz und internationalen Holocaust-Gedenktag, Gedenkveranstaltungen, um die Öffentlichkeit auf diesen wichtigen Tag aufmerksam zu machen. Ziel ist es die politischen Hintergründe, die u.a. Auschwitz ermöglichten, einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen und dazu beizutragen, dass sich etwas Derartiges oder Ähnliches niemals wiederholt. „jetztzeichensetzen“ tritt auch entschieden gegen den Ball des Wiener Korporationsringes auf. Der WKR Ball ist für „jetzzeichensetzen“ Symbol dafür, dass nach wie vor rechtsextremes Gedankengut wie auch rechtsextreme Vernetzung in der Mitte der Gesellschaft akzeptiert sind. Infos zu den Veranstaltungen im Jänner 2016 kommen bald auf jetztzeichensetzen.at.