Conchita Wurst ,,Conchita"
Seit dem 15. Mai, pünktlich zum Songcontest, gibt es endlich das erste Album von Conchita Wurst, „Conchita“.
MARIE: Conchita wirbt an jeder Plakatwand für irgendetwas, gerade ist eine Biographie mit dem Untertitel „We are unstoppable“ herausgekommen. Seit dem 15. Mai, pünktlich zum Songcontest, gibt es auch endlich das erste Album, „Conchita“. Vielleicht sollte man gar nicht darüber sprechen was da so drauf ist, es sind nämlich Schlager geworden. Eingängige Hooklines mit musical-ähnlicher Stimme und fetten Synthesizersounds. Hinter dem Album stehen massig KomponistInnen und TexterInnen.
Für die meisten gerade kommerziell gut verwertbaren Musikrichtungen scheint etwas dabei zu sein. Inhaltlich ist das Spektrum allerdings nicht sonderlich abwechslungsreich. „ Other Side of Me“ und „Pure“ drücken mit viel Schmalz auf die Tränendrüse, „Heroes“ erinnert manchmal phasenweise an Lana del Rey. Mein persönlicher Favorit ist „Where have all the good men gone“, das nach Electroswing klingt. Für dieses Album wurde tief in die Taschen gegriffen, leider umsonst. Entschuldige, wir lieben dich trotzdem Conchita.
KATJA: Bei der Auswahl des zweiten Albums für diese Rubrik mussten wir uns nicht besonders anstrengen. Conchita war das Thema Nummer Eins in den österreichischen Medien – zumindest bis zum ESC in Wien und keine Sekunde länger – und hatte sogar zu unser aller Verwunderung ein Album herausgebracht. Mit Musik drauf. Fast hätte man vergessen, dass die Botschafterin für Toleranz und Frieden auf Erden eigentlich Entertainerin ist. Doch hier haben wir es nun, ihre erste Veröffentlichung in voller Länge.
Beim ersten Durchhören könnte man meinen, dass alles genau so wie erwartet ist: Popsongs, die ihre wunderschöne Stimme ins Zentrum rücken und perfekt ins massentaugliche Radioprogramm passen. Dazu gehören hauptsächlich Powerballaden und die „Bond-Songs“, pathosgeladene Befreiungsschmachtfetzen. Ich muss zugeben, dass ich hinter „Sombody to Love“ eine Coverversion von Justin Biebers erstem Dancehit erwartet habe und ein wenig enttäuscht war. Doch alles in allem tut ein Zuhören gar nicht weh, es gibt tatsächlich viel Qualität in den Songs, gute Produktion und Songauswahl inklusive. Statt einem Ritt durch alle Genres gibt es hier ein stabiles Niveau und ein sicheres Auftreten von Frau Wurst. Für die österreichische Musikwelt ein großer Gewinn.
Katja Krüger ist Einzelpersonunternehmerin und studiert in Wien Gender Studies.
Marie Luise Lehner studiert Sprachkunst an der Universität für Angewandte Kunst.