Schule neu gedacht
Die Diskussionen über Schulreformen beschränken sich meist darauf, welche Inhalte gelehrt werden sollen. Die Reduzierung der Schule auf reine Wissensvermittlung wird jedoch in unserer Informationsgesellschaft ad absurdum geführt.
Schule ist immer ein Produkt ihrer Zeit, in Österreich ist sie jedoch das Produkt einer längst vergangenen Zeit. Ihr Grundkonzept stammt aus der Monarchie, ihre Rituale haben sich seither nicht maßgeblich weiterentwickelt. Doch unsere Gesellschaft ist längst eine andere.
1774 führte Maria Theresia die Allgemeine Schulordnung und mit ihr die Schulpflicht ein. Die ersten Lehrer waren häufig ausgemusterte Unteroffiziere der Armee, der Unterricht wurde daher stark von den Disziplinvorstellungen des Militärs geprägt und Gehorsam war oberstes Bildungsziel. Ausgehend von Großbritannien entwickelten sich im Zeitalter der Industrialisierung neue Prioritäten: Die Schule sollte möglichst viele normierte Arbeitskräfte für den Einsatz am Fließband hervorbringen.
Schule neu definieren. In unserer „globalisierten Wissensgesellschaft“ sind diese Bildungsziele längst überholt. Wissensvermittlung ist in dieser Informationsgesellschaft durch den fast unbeschränkten Zugang zu Informations- und Wissensbeständen per Medien, unter anderem durch Internet und Bücher, dynamischer und vielfältiger als damals. Nicht nur deshalb muss Schule neu gedacht werden. Das Konzept einer homogenen Gesellschaft entspricht nicht mehr den heutigen Anforderungen, multikulturelle Vielfalt muss als Bereicherung wahrgenommen werden. Individualität und Selbstverantwortung sind die Schlagworte unserer Zeit und die Basis für einen innovativen und richtungweisenden Denkansatz. Dafür braucht es eine Neudefinition und vor allem Weiterentwicklung von Schule.
Bildung ist als öffentliches Gut vom Staat allen zu garantieren. Soziale Chancengleichheit kann nur durch staatlich garantierten Bildungszugang sowie durch ein öffentliches Bildungssystem hergestellt werden. Damit verbunden ist die Verantwortung des Staates, durch öffentliche, kostenlose Bildungseinrichtungen vom Kindergarten bis zur Hochschule jeder Person qualitätsorientierte Bildung zugänglich zu machen.
Neue Anforderungen. Neue Anforderungen an die Schule, aber auch an Kinder und Jugendliche, lassen die Frage aufkommen, ob die halbtägig organisierte Schule den veränderten Bedingungen von Familie einerseits, als auch den zunehmenden Wissensanforderungen an die Kinder andererseits gerecht wird.
Die konventionellen Schulstunden sowie die ständig steigenden Leistungsanforderungen bieten Kindern oft zu wenig Raum, um den entsprechenden Lernprozessen ausreichend Zeit zu geben. Ein erweitertes Zeitbudget durch eine ganztägige Schulform macht eine flexible Unterrichtsplanung möglich. Die Rhythmisierung des Schulalltages ermöglicht, der physiologisch schwankenden Leistungsbereitschaft der Kinder entgegenzukommen.
Lebensraum Schule. Schule ist einer der wichtigsten Lebensbereiche. Schule braucht eine Organisation, die für Kinder konzipiert und an ihren Lern- und Lebensbedürfnissen orientiert ist. Die Ganztagsschule kann in einem reformpädagogischen Sinn die Gesamtpersönlichkeit des Kindes wahrnehmen und fördern. Je vielfältiger die eingesetzten Lehr- und Lernmethoden sind und je mehr Sinne dabei angesprochen werden, desto nachhaltiger sind Lernprozesse. Ganztägige Schulformen bieten die Möglichkeit, neuere Lehr- und Lernmethoden effizienter einzusetzen und über den ganzen Tag zu verteilen.
Die Förderung von Kindern – sowohl leistungsstarker als auch leistungsschwacher Kinder – bedarf der Individualisierung. anztagesschulen können diese individuelle Förderung besser leisten als Halbtagesschulen, die den Schwerpunkt im Vermitteln der Lerninhalte haben und weniger Wert auf das Üben, Festigen und Vertiefen des Gelernten legen. Viele Familien erleben Hausaufgaben und die Vorbereitung auf Schularbeiten und Tests als Stress. Im Konzept der Ganztagesschule kann eine Synthese von Unterricht, Fördermaßnahmen und Schul- bzw. Hausaufgaben so gelingen und darüber hinaus verhindern, dass Schulstress nach Hause transferiert wird.
Sich selbst ausdrücken zu können, seine Bedürfnisse wahrzunehmen und in einem sozialen Kontext zu artikulieren, respektvoll miteinander umzugehen und Meinungsverschiedenheiten und Konflikte austragen zu können, gehören zu den grundlegenden Fähigkeiten eines jeden Menschen. Schule soll eine Gesellschaft im Kleinen sein, in der demokratisches Verhalten und die Mitwirkung an demokratischen Entscheidungsprozessen möglich ist.
Freizeitgestaltung in der Schule. Eine ganztägigeSchule bietet im Bereich der Freizeitgestaltung vielfältige Chancen für Kinder. Freizeitpädagogik wird zur Lebens- und Kulturhilfe, wenn es nicht nur um Erholung, Entspannung und Spaß, sondern auch um den Aufbau und die Pflege sozialer Beziehungen und um Lebensplanung und Bildung im ganzheitlichen Sinn geht.
Lernumwelten. Dem „Wie“ des Lernens, den Rahmenbedingungen schulischen Lernens – beginnend von der Architektur der Schule bis hin zum konkreten Lernen lernen – wird kaum Beachtung geschenkt. Die zentrale Frage der Weiterentwicklung von Schule und Unterricht wird sein, wie Lehrerinnen und Lehrer zukünftig Lernumgebungen schaffen können, in denen mehrdimensionale Lernprozesse stattfinden können. Solche förderlichen Lernumwelten werden offene, kooperative und reformpädagogisch orientierte Lernformen mit Betonung auf Selbständigkeit und aktivem, selbstverantwortlichen Lernen ermöglichen.
All jene Punkte müssen bei einer Neuorientierung der „LehrerInnenausbildung Neu“ berücksichtigt werden und bilden die Basis, um den Herausforderungen unserer multikulturellen Gesellschaft im ausgehenden 21. Jahrhundert gerecht zu werden. In das Schulsystem der Zukunft bringt jedes Kind seine kulturellen und individuellen Stärken mit, die das Schulleben sozial und emotional bereichern und globales Lernen unterstützen.
Schule ist immer ein Produkt ihrer Zeit, in Österreich ist sie jedoch das Produkt einer längst vergangenen Zeit. Ihr Grundkonzept stammt aus der Monarchie, ihre Rituale haben sich seither nicht maßgeblich weiterentwickelt. Doch unsere Gesellschaft ist längst eine andere.
1774 führte Maria Theresia die Allgemeine Schulordnung und mit ihr die Schulpflicht ein. Die ersten Lehrer waren häufig ausgemusterte Unteroffiziere der Armee, der Unterricht wurde daher stark von den Disziplinvorstellungen des Militärs geprägt und Gehorsam war oberstes Bildungsziel. Ausgehend von Großbritannien entwickelten sich im Zeitalter der Industrialisierung neue Prioritäten: Die Schule sollte möglichst viele normierte Arbeitskräfte für den Einsatz am Fließband hervorbringen.
Schule neu definieren. In unserer „globalisierten Wissensgesellschaft“ sind diese Bildungsziele längst überholt. Wissensvermittlung ist in dieser Informationsgesellschaft durch den fast unbeschränkten Zugang zu Informations- und Wissensbeständen per Medien, unter anderem durch Internet und Bücher, dynamischer und vielfältiger als damals. Nicht nur deshalb muss Schule neu gedacht werden. Das Konzept einer homogenen Gesellschaft entspricht nicht mehr den heutigen Anforderungen, multikulturelle Vielfalt muss als Bereicherung wahrgenommen werden. Individualität und Selbstverantwortung sind die Schlagworte unserer Zeit und die Basis für einen innovativen und richtungweisenden Denkansatz. Dafür braucht es eine Neudefinition und vor allem Weiterentwicklung von Schule.
Bildung ist als öffentliches Gut vom Staat allen zu garantieren. Soziale Chancengleichheit kann nur durch staatlich garantierten Bildungszugang sowie durch ein öffentliches Bildungssystem hergestellt werden. Damit verbunden ist die Verantwortung des Staates, durch öffentliche, kostenlose Bildungseinrichtungen vom Kindergarten bis zur Hochschule jeder Person qualitätsorientierte Bildung zugänglich zu machen.
Neue Anforderungen. Neue Anforderungen an die Schule, aber auch an Kinder und Jugendliche, lassen die Frage aufkommen, ob die halbtägig organisierte Schule den veränderten Bedingungen von Familie einerseits, als auch den zunehmenden Wissensanforderungen an die Kinder andererseits gerecht wird.
Die konventionellen Schulstunden sowie die ständig steigenden Leistungsanforderungen bieten Kindern oft zu wenig Raum, um den entsprechenden Lernprozessen ausreichend Zeit zu geben. Ein erweitertes Zeitbudget durch eine ganztägige Schulform macht eine flexible Unterrichtsplanung möglich. Die Rhythmisierung des Schulalltages ermöglicht, der physiologisch schwankenden Leistungsbereitschaft der Kinder entgegenzukommen.
Lebensraum Schule. Schule ist einer der wichtigsten Lebensbereiche. Schule braucht eine Organisation, die für Kinder konzipiert und an ihren Lern- und Lebensbedürfnissen orientiert ist. Die Ganztagsschule kann in einem reformpädagogischen Sinn die Gesamtpersönlichkeit des Kindes wahrnehmen und fördern. Je vielfältiger die eingesetzten Lehr- und Lernmethoden sind und je mehr Sinne dabei angesprochen werden, desto nachhaltiger sind Lernprozesse. Ganztägige Schulformen bieten die Möglichkeit, neuere Lehr- und Lernmethoden effizienter einzusetzen und über den ganzen Tag zu verteilen.
Die Förderung von Kindern – sowohl leistungsstarker als auch leistungsschwacher Kinder – bedarf der Individualisierung. anztagesschulen können diese individuelle Förderung besser leisten als Halbtagesschulen, die den Schwerpunkt im Vermitteln der Lerninhalte haben und weniger Wert auf das Üben, Festigen und Vertiefen des Gelernten legen. Viele Familien erleben Hausaufgaben und die Vorbereitung auf Schularbeiten und Tests als Stress. Im Konzept der Ganztagesschule kann eine Synthese von Unterricht, Fördermaßnahmen und Schul- bzw. Hausaufgaben so gelingen und darüber hinaus verhindern, dass Schulstress nach Hause transferiert wird.
Sich selbst ausdrücken zu können, seine Bedürfnisse wahrzunehmen und in einem sozialen Kontext zu artikulieren, respektvoll miteinander umzugehen und Meinungsverschiedenheiten und Konflikte austragen zu können, gehören zu den grundlegenden Fähigkeiten eines jeden Menschen. Schule soll eine Gesellschaft im Kleinen sein, in der demokratisches Verhalten und die Mitwirkung an demokratischen Entscheidungsprozessen möglich ist.
Freizeitgestaltung in der Schule. Eine ganztägigeSchule bietet im Bereich der Freizeitgestaltung vielfältige Chancen für Kinder. Freizeitpädagogik wird zur Lebens- und Kulturhilfe, wenn es nicht nur um Erholung, Entspannung und Spaß, sondern auch um den Aufbau und die Pflege sozialer Beziehungen und um Lebensplanung und Bildung im ganzheitlichen Sinn geht.
Lernumwelten. Dem „Wie“ des Lernens, den Rahmenbedingungen schulischen Lernens – beginnend von der Architektur der Schule bis hin zum konkreten Lernen lernen – wird kaum Beachtung geschenkt. Die zentrale Frage der Weiterentwicklung von Schule und Unterricht wird sein, wie Lehrerinnen und Lehrer zukünftig Lernumgebungen schaffen können, in denen mehrdimensionale Lernprozesse stattfinden können. Solche förderlichen Lernumwelten werden offene, kooperative und reformpädagogisch orientierte Lernformen mit Betonung auf Selbständigkeit und aktivem, selbstverantwortlichen Lernen ermöglichen.
All jene Punkte müssen bei einer Neuorientierung der „LehrerInnenausbildung Neu“ berücksichtigt werden und bilden die Basis, um den Herausforderungen unserer multikulturellen Gesellschaft im ausgehenden 21. Jahrhundert gerecht zu werden. In das Schulsystem der Zukunft bringt jedes Kind seine kulturellen und individuellen Stärken mit, die das Schulleben sozial und emotional bereichern und globales Lernen unterstützen.