mueh

Ich komme zu dir

  • 13.07.2012, 18:18

Die bosnisch-österreichische Regisseurin Nina Kusturica war einst selbst Asylantin. Nun hat sie einen Film über unbegleitete minderjährige Flüchtlinge gemacht, die in Europa auf der Suche nach ihrem Glück sind.

Die bosnisch-österreichische Regisseurin Nina Kusturica war einst selbst Asylantin. Nun hat sie einen Film über unbegleitete minderjährige Flüchtlinge gemacht, die in Europa auf der Suche nach ihrem Glück sind.

Ich habe den Tod gerufen, aber er ist nicht gekommen. Sogar der Tod hasst uns“, sagt Jawid Najafi, einer der Protagonisten des Films „Little Alien“.
Das Filmteam rund um Regisseurin und Produzentin Kusturica zeigt unbegleitete minderjährige Flüchtlinge auf ihren Weg in die EU. Sie kommen aus Afrika und Afghanistan, sie sind geflüchtet vor Hunger und Verfolgung und erzählen von der ständigen Angst vor der Polizei und wie sie sich in LKWs versteckten,  um die vielen Grenzen und Kilometer ihrer Reise zu überwinden.
Die Schilderungen vom Überwinden des Meeres oder hoher Berge wirken im Film sehr sachlich, fast emotionslos – die Tristesse und das Grauen, die zu sehen sind, erscheinen den ZuseherInnen wie ein selbstverständlicher Teil des Lebens der Kinder.
Man sieht wuchtige Grenzposten, High-Tech-Sicherheitssysteme und Mauern, die die Berliner Mauer geradezu mickrig wirken lassen. Wer die Bilder sieht, dem drängt sich ein Bild von Europa als menschenfeindlicher Festung auf. 
Ein zentraler Schauplatz des Films ist Wien, hier wurden Szenen mit Jugendlichen gedreht, die die Stadt von unten kennen lernen. Sie werden angepöbelt, von der Polizei ein klein wenig schikaniert, und immer und immer wieder müssen sie irgendwelche Behördenwege erledigen.
Regisseurin Kustarica wollte auch im Flüchtlingslager Traiskirchen drehen, doch sie bekam keine Drehgenehmigung. Kustarica kennt den Asylapparat: Sie floh nach Kriegsausbruch als 17-Jährige nach Österreich, allerdings nicht unbegleitet, sondern gemeinsam mit ihren Eltern.
Trotzdem fühlt sich die Regisseurin den unbegleiteten „Little Aliens“ verpflichtet. Aus gutem Grund: Allein im Jahr 2008 stellten in Österreich 872 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge einen Antrag auf Asyl.
Diese Kinder kommen nach Österreich und versuchen hier, ihr Leben neu zu gestalten und kämpfen für ihr Recht auf eine halbwegs unbeschwerte Jugend.
Obwohl ihr Leben hier vor allem von Gesetzen bestimmt wird, nehmen es die Kinder mit erstaunlich viel Humor und haben ihre eigenen Mechanismen entwickelt, die ihnen helfen, ihre Probleme zu bewältigen. Sie leben ihre Jugend laut und frech, sie verlieben sich und trennen sich, genauso wie alle Jugendlichen auf dieser Welt. Es sind jedenfalls Leben im Ausnahmezustand.