Marina Wachowski

Spielen studieren

  • 27.10.2014, 17:51

Einige Hochschulen bieten Studiengänge an, in denen man lernt, selbst Videospiele zu gestalten: auf dem Weg zum akademisch akkreditierten Game Design

Einige Hochschulen bieten Studiengänge an, in denen man lernt, selbst Videospiele zu gestalten: auf dem Weg zum akademisch akkreditierten Game Design

Wer über die Grenzen des Kosumierens von Spielen hinauswachsen und aus der Leidenschaft eine Profession machen möchte, muss nicht Informatik studieren oder ins Ausland gehen, um eine Ausbildung im Kreativbereich Game Design zu absolvieren. Mittlerweile hat sich die Spieleentwicklung als anerkannte Studienrichtung an vielen deutschsprachigen Hochschulen etabliert. Aber welcher Studiengang ist für die individuellen Interessen und Fähigkeiten der Studieninteressierten der richtige? Tatsächlich ist das Angebot in Österreich, Deutschland und der Schweiz in seinen Schwerpunkten und Vertiefungsmöglichkeiten sehr unterschiedlich.

Zwischen Technik und Design. Die FH Salzburg bietet seit 2008 die Bachelor- und Master-Studiengänge „MultiMediaArt“ (ein eher künstlerisches Mediendesign-Studium) und „MultiMediaTechnology“ (ein eher technisches Medieninformatik-Studium) an. Im Studiengang MultiMediaArt gibt es die Möglichkeit, im zweiten Jahr eine Vertiefung in Computeranimation zu wählen, außerdem gibt es beispielsweise Game Design und Motion Graphics als Wahlfächer. Im programmierlastigen Studiengang MultiMediaTechnology kann man sich ebenfalls im zweiten Jahr für eine Spezialisierung entscheiden, hier ist es Game Development. Martin Ortner aus der PR-Abteilung hierzu: „Wir bieten im MultiMediaTechnology-Studium eine fundierte technische Ausbildung für zukunftsträchtige Themen wie digitale Unterhaltung und Games, Augmented Reality oder Web & Social Media. Unter dem Motto ‚Creative Media Engineering‘ entwickeln unsere Studierenden Projekte an der Schnittstelle von Mensch, Medien und Technik. Das Besondere ist die enge Zusammenarbeit mit dem gestalterischen Studiengang MultiMediaArt an der FH Salzburg. Unsere Studierenden entwickeln im Team mit den DesignerInnen der zweiten Studienrichtung Websites, Apps, Games und Installationen.“

Inhaltlich sind die beiden Salzburger Studiengänge sowohl was Theorie als auch was Praxis angeht sehr vielfältig: Behandelt werden beispielsweise wirtschaftliche und rechtliche Aspekte von Games, Modellierung, Game-Architekturen, Erzählweisen, Game Engines und Grafikbibliotheken.

Seminararbeit Smartphone-Spiel. Für diejenigen, die ihre Zukunft als Game Developerin oder Game-Developer eher nicht in der Programmierung sehen, legt zum Beispiel der Studiengang „Game Design“ an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin den Fokus auf den gestalterischen Ansatz der Spieleentwicklung. Die Studierenden bekommen die Chance, mit neuester Technik wie Motion Capturing, Eye-Tracking und 3D-Scannern in Berührung zu kommen und ab dem ersten Semester an Spieleprojekten zu arbeiten. Student Sven Gorholt erzählt: „Wir arbeiten viel und intensiv in Teams und produzieren vom ersten Semester an digitale Spiele. Dabei ist der intensive Austausch und die gemeinsame Reflexion zentral. Jede und jeder gestaltet mit – unabhängig von der Fachrichtung.“ Thomas Bremer, Dozent und Gründer des Studiengangs „Game Design“ an der HTW Berlin, beschreibt das Studium wie folgt: „Es ist in erster Linie ein Design-Studium. Bei uns erleben und erlernen Studierende, wie man in der Entwicklung gezielt die richtigen Fragen stellt, wie man im Team arbeitet, wie man wichtige Design-Entscheidungen fällt und wie man passende Methoden auswählt, sich aneignet oder entwickelt, um das angestrebte Game Design umzusetzen. Insgesamt entwickeln Studierende drei bis vier spielbare Games im Laufe des Studiums.“

Im Zentrum des Studiums steht jedenfalls die Gestaltung, und damit ist keineswegs nur die visuelle Dimension von Spielen gemeint. Auch Spielsysteme und -mechaniken und Bewegungsabläufe sind beispielsweise Gegenstände des Gestaltungsprozesses. „Als staatliche Fachhochschule existieren bei uns zudem keine monatlichen Studiengebühren – stattdessen führen wir jährlich einen talentorientierten Eignungstest durch, bei welchem wir nach Potentialen der vielen Bewerberinnen und Bewerber suchen. Unser Studiengang ist zudem Vorreiter einer bald eintretenden Trendwende: Knapp 50 Prozent unserer Studierenden sind Frauen, und das ganz ohne Quote“, erklärt Thomas Bremer.

Helen French, Game-Design-Studentin an der HTW Berlin, bestätigt: „Die Spielewelt ist stark von Spielen geprägt, die an Männer adressiert sind. Deswegen ist es in meinen Augen wichtig, dass mehr Frauen in die Industrie gehen, um auch für Game rinnen mehr gute Spiele zu schaffen.“

Privat, öffentlich, Bachleor, Master? Neben der FH Salzburg und der HTW Berlin bieten private Hochschulen wie die Games Academy oder die Mediadesign Hochschule (MD.H) auch kosten pflichtige Game-Design-Studiengänge an. Wer schon einen Bachelorabschluss in einem Studienfach einer technischen Fachhochschule oder Universität erlangt hat, kann außerdem an der Fachhochschule Technikum Wien das Masterstudium „Game Engineering und Simulation“ belegen. In vier Semestern wird den Studierenden dort das nötige Know-how für die Spieleentwicklung in Bereichen wie Künstliche Intelligenz, Multiplayer-Netzwerke und Game Business vermittelt. Das Angebot an Game-Design-Studiengängen ist jedenfalls groß und ob nun technisch oder gestalterisch orientiert: Alle Studierenden haben die Möglichkeit, das Hobby zum Beruf zu machen.

 

Marina Wachowski ist Game-Design-Studentin an der HTW Berlin und arbeitet als Games-Journalistin bei IGN Deutschland.

FH Salzburg: www.fh-salzburg.ac.at/disziplinen/medien-design-kunst

Game Design, HTW Berlin: http://gd-bachelor.htwberlin.de/informieren/informationsveranstaltungen

Game Engineering, Technikum Wien: www.technikum-wien.at/studium/master/game_engineering_und_simulation

Mehr Informationen über alle Studienrichtungen: studienplattform.at