Die ÖH – Beleuchtet von fünf Seiten
Die ÖH – Beleuchtet von fünf Seiten
Was?
Die Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH) vertritt alle Studierenden Österreichs, die eine staatliche Hochschule besuchen. Das sind über 310.000 Studierende an Fachhochschulen, Pädagogischen Hochschulen und Universitäten. Die ÖH ist auf verschiedenen Ebenen aktiv: Einerseits vertritt sie die Interessen der Studierenden des jeweiligen Faches in der Studien(gangs)vertretung, in der Universitätsvertretung gegenüber dem Rektorat und in der Bundesvertretung gegenüber dem Wissenschaftsministerium. Das Gremium der Bundesvertretung (BV) setzt sich derzeit aus 96 MandatarInnen zusammen. Diese Anzahl ändert sich von Wahl zu Wahl und hängt von der Studierendenanzahl und von der Anzahl der zugelassenen Listenverbände, auf deren Grundlage sich die Mandatsstärke berechnet, ab. Die MandatarInnen der BV wählen die ReferentInnen der ÖH und entscheiden über das Budget sowie die politische Ausrichtung und Themensetzung der ÖH.
Wie?
In Österreich verwaltet sich die Studierendenvertretung selbst. Basis dafür sind eine demokratische Organisation und eine gesicherte finanzielle Lage durch die ÖH-Mitgliedschaft aller Studierenden. Letztere haben durch ihre Mitgliedschaft Anspruch auf viele Serviceleistungen – wie zum Beispiel die ÖH-Versicherung.
Wer?
Das Vorsitzteam der aktuellen Exekutivperiode bilden Martin Schott (Vorsitzender), Angelika Gruber (Stellvertretende Vorsitzende), Janine Wulz (Zweite stellvertretende Vorsitzende) und Christoph Huber (Generalsekretär). Die ÖH hat viele Aufgabenbereiche: Die Arbeitsbereiche, sogenannte Referate, sind Organisationseinheiten, die sich mit verschiedenen Themenbereichen auseinandersetzen. Dazu zählen unter anderem das Referat für Bildungspolitik, das Referat für Internationale Angelegenheiten, das Referat für ausländische Studierende, das Referat für Menschenrechte und Gesellschaftspolitik, das feministische Referat sowie das Öffentlichkeitsreferat, zu dem auch das progress gehört. Innerhalb der ÖH-Bundesvertretung wird die Arbeit am Inter-Referatstreffen koordiniert und diskutiert.
Aktuelle Projekte – Eine kleine Auswahl
Neben dem Alltagsgeschäft der ÖH wurde im Laufe der letzten beiden Jahre eine Vielzahl größerer Projekte realisiert – hier eine kleine Auswahl: Durch die Einrichtung eines Sonderprojekttopfes bekommen alle Studierenden die Möglichkeit, ihre eigenen Projekte durch finanzielle Unterstützung zu realisieren. Der sogenannte Sozialfonds bietet etwa finanzielle Unterstützung für Studierende in Notlagen. Die ÖH trat – beispielsweise im Zuge der Kampagne lasstunsstudieren.at – für einen offenen Hochschul zugang ein, der Studierenden die freie Studien- und Berufswahl ermöglichen soll. Mit dem Projekt Forum Hochschule hat die ÖH einen umfassenden Hochschulplan entwickelt, der alle Problemlagen der österreichischen Hochschulpolitik anspricht und konkrete Lösungen dafür anbietet. Im Zuge des Projekts Hochschulen im Nationalsozialismus wurden Teile der NS-Vergangenheit österreichischer Hochschulen aufgearbeitet und aufgezeigt. ProjektteilnehmerInnen sind Studierende, Lehrende und sonstige Angehörige der Hochschulen.
Die Geschichte der ÖH
Demokratische Strukturen, Mitbestimmung, die Abschaffung der Studiengebühren und die Einführung eines Stipendiensystems – all das wurde von den Studierenden über Jahrhunderte erkämpft. Erst verschiedenste Protestbewegungen und gesetzliche Änderungen haben die ÖH zu dem gemacht, was sie jetzt ist – eine demokratisch organisierte Vertretung für alle Studierenden.
1365 Gründung der Universität Wien.
1896/1910 Erste Versuche der Gründung einerallgemeinen Studentenvertretung.
1918 Gründung von Burschenschaften, katholischen Organisationen und dem Bündsis Deutschbürgerliche Studentenschaft. Frauen, Juden und Jüdinnen sowie Linksorientierte wurden jedoch diskriminiert und ausgeschlossen.
1931 waren bei den Wahlen von 10.939 Studierenden der Universität Wien 2654 vom Wahlrecht ausgeschlossen.
1945 Erstmalige Schaffung einer demokratischen Interessensvertretung: die Österreichische HochschülerInnenschaft.
19. November 1946 – Die ersten ÖH-Wahlen
1950 Die gesetzliche Verankerung der ÖH
1952 Die Österreichische HochschülerInnenschaft organisiert einen Sitzstreik gegen die Erhöhung der Studiengebühren.
1963 wird das erste Studienbeihilfen-Gesetz eingeführt. Das bedeutet, dass die Studierenden einen Rechtsanspruch auf finanzielle Unterstützung bei sozialer Bedürftigkeit haben.
1966 Das Allgemeine Hochschulstudiengesetz (AHStG) wird eingeführt. Es regelt das Studien- und Prüfungswesen an den wissenschaftlichen Hochschulen.
1972 Studiengebühren werden abgeschafft.
1973 Das ÖH-Gesetz wird demokratischer, die ÖH wird auf Studienrichtungsebene ausgeweitet.
1975 wird durch das Universitätsorganisationsgesetz (UOG 75) studentische Mitbestimmung auf allen universitären Ebenen möglich.
1984 wird die ÖH hinsichtlich der Umweltschutzbewegung gegen Wasserkraftwerke in der Hainburger Au aktiv.
1987 Studierendendemonstrationen mit ca. 40.000 TeilnehmerInnen finden u.a. gegen Kürzungen der Familienbeihilfe statt.
1993 bringt das Universitätsorganisationsgesetz Einschränkungen der Mitbestimmung der StudentInnen.
1995 Agnes Berlakovich wird die erste weibliche ÖH-Vorsitzende.
1998 Das ÖH-Gesetz wird geändert, Studierende der Pädagogischen Akademien werden Mitglieder der ÖH.
2000 Studiengebühren werden unter der schwarzblauen Regierung wieder eingeführt. Als Folge gehen 50.000 Menschen in Wien auf die Straße und demonstrieren. 2002 25.000 Menschen protestieren allein in Wien gegen die Einschränkung der Mitbestimmungsrechte der StudentInnen.
2004 wird von der ÖVP und der FPÖ das HochschülerInnenschaftsgesetz geändert. Die Direktwahl der Bundesvertretung wird abgeschafft und ein indirektes Wahlsystem für die Bundesvertretung eingeführt.
2007 Die Fachhochschulen werden Teil der ÖH.
2009 Das Audimax der Universität Wien wird von Studierenden besetzt. In den darauffolgenden Monaten breitet sich der Protest europaweit aus. Die meisten Teile der ÖH unterstützen die Bildungsproteste aktiv.