Alle reden vom Wetter
Große Töne, wenig dahinter. An Ambitionen und großen Zielen hat es im Bezug auf den Stopp der Erderwärmung noch nie gemangelt, am Commitment allerdings schon. Ob in Kopenhagen bei der 15. UN-Klimakonferenz der große Umschwung kommt darf bezweifelt werden.
Große Töne, wenig dahinter. An Ambitionen und großen Zielen hat es im Bezug auf den Stopp der Erderwärmung noch nie gemangelt, am Commitment allerdings schon. Ob in Kopenhagen bei der 15. UN-Klimakonferenz der große Umschwung kommt darf bezweifelt werden.
Das Ziel ist klar: Es gilt, ein Nachfolgeabkommen für das Kyoto-Protokoll zu schließen – oder zumindest die Weichen dafür zu stellen. Dazu müssen aber - anders als bei der Kyoto-Vereinbarung vom 11. Dezember 1997 - auch die USA und China mit ins Boot geholt werden. Immerhin emittieren die USA fast 20 Tonnen CO2 pro Kopf und Jahr und sind damit - gemessen an der Pro-Kopf-Emission - der weltweite Klimasünder Nummer eins. Gemeinsam mit China sind die USA für mehr als ein Drittel aller klimaschädlichen Emissionen auf der Erde verantwortlich.
Für Schwellenländer wie China war im Kyoto-Protokoll keine Treibhausgas-Reduktionen vorgesehen. Das soll sich nun ändern: Der Klimaschutz soll nicht alleinige Aufgabe der Industriestaaten bleiben. Länder wie der Kongo können jedoch kaum dazu verpflichtet werden in Solaranlagen zu investieren, wenn das Geld kaum für Krankenhäuser und Schulen reicht – hier ist die Hilfe der Industriestaaten gefragt.
Aktiv zum Klimaschutz beitragen wollen nun die USA: Präsident Barack Obama wird selbst am Klimagipfel in Kopenhagen teilnehmen. Um 17 Prozent – und damit unter das Niveau von 2005 – wollen die Vereinigten Staaten den CO2-Ausstoß bis 2020 reduzieren.
Der Zug ist noch nicht abgefahren. Bei der Verminderung der Treibhausgase gibt es auch in Österreich noch einiges zu tun. Für Österreich wird Umweltminister Nikolaus Berlakovich (ÖVP) am Verhandlungstisch sitzen. „Ich erwarte mir klare Entscheidungen von Industrie- und Entwicklungsländern über ihren jeweiligen Beitrag zu einem zukünftigen Klimaabkommen“, sagt er im Interview mit PROGRESS. Der Europäischen Umweltagentur zufolge wird die Alpenrepublik als einziges EU-Land die Kyoto-Ziele nicht erreichen. Für Umweltminister Nikolaus Berlakovich (ÖVP) ist der Zug aber noch nicht abgefahren: „Abgerechnet wird 2012 und bis dahin muss jedenfalls noch viel passieren.“ Beim Verkehr zum Beispiel. In diesem Sektor sind die Emissionen zwischen 1990 und 2006 um ganze 83 Prozent gestiegen. Was kann getan werden, um diesem Trend entgegenzusteuern? „Die Streckenstilllegungspläne der ÖBB müssen sofort gestoppt werden“, fordert der Österreichische Umweltdachverband (UWD). Das „Österreich-Ticket“ für den Verkehr müsse endlich eingeführt werden. Immerhin sei das auch im Regierungsprogramm vereinbart gewesen. Ein weiterer Vorschlag des UWD: Passivhausstandard für alle neuen Gebäude ab 2012, Nullenergiehausstandard ab 2015.
Bewegung in die österreichische Klimapolitik soll die „Energiestrategie 2020“ bringen, die „zahlreiche neue Vorschläge zur Energieeffizienz und zum Energiesparen“ enthält, wie Umweltminister Nikolaus Berlakovich (ÖVP) im Interview betont. Der Anteil der erneuerbaren Energien soll um rund 30 Prozent gesteigert werden: von 26 auf 34 Prozentpunkte.
An Ideen und hochgesteckten Zielen mangelt es weder bei uns in Österreich, noch auf globaler Ebene. Weitgreifende Maßnahmen erfordern natürlich ein gut überlegtes Konzept. Solange sich aber nicht jede und jeder einzelne über die Tragweite des eigenen Handelns bewusst ist – und sei es nur der Standbybetrieb eines PCs – ist eine nachhaltige Veränderung wohl kaum möglich.