Trickreiche Frauen vernetzen sich
Das diesjährige Tricky Women Festival fand vom 7. bis 10. März in Wien statt. Aurora Orso besuchte das Frauentrickfilmfestival und sammelte Eindrücke.
Das diesjährige Tricky Women Festival fand vom 7. bis 10. März in Wien statt. Aurora Orso besuchte das Frauentrickfilmfestival und sammelte Eindrücke.
Hasserfüllte Blicke der Dorfbewohner treffen die junge Frau wie Dolchstiche, wütende Augen wie die wilder Tiere funkeln sie aus der Dunkelheit an. Immer noch schallen die Schreie des verstoßenen Kindes in ihren Ohren. Düster, beklemmend und technisch eindrucksvoll ist der diesjährige Preisträgerinnenfilm des tricky women Festivals. „Sonst fürchte ich mich immer bei Gruselfilmen und jetzt habe ich selbst einen gedreht“, gluckst die Filmemacherin Julia Ocker etwas verlegen bei der Preisverleihung. Das Publikum lacht erleichtert nach der Vorführung ihres Filmes Kellerkind, welcher die dunkle Seite des Mutterseins beleuchtet. Sie sei überrascht gewesen, dass ihre Abschlussarbeit dem Publikum so unheimlich vorkam. „Wenn ich den Film sehe, sehe ich vor allem die Dinge, die ich hätte besser machen können. Aber ich glaube, das geht den meisten Filmschaffenden so.“ Weitere Preise gingen an „Der Allergietest" von Mariola Brillowska, „Achill" von Gudrun Krebitz und „Vérité Věříté Vanité" von Theresa Gregor.
Tricky Women, das Frauentrickfilmfestival, welches von 7. bis 10. März und dieses Jahr zum ersten Mal im Haydnkino stattfand, macht es sich zum Ziel, „ein Forum zum Austausch und zur Förderung der Trickfilmszene zu bilden“, wie eine Mitarbeiterin des Festivals sagt. Die Bandbreite der Werke reicht von der tragikomischen Realität eines einsam lebenden Mannes, der sich von allerlei Insekten sexuell angezogen fühlt, über experimentelle Filme, bis hin zur rührenden Geschichte eines Kükenmädchens, das fliegen lernen möchte. „Highly educational“ Zeichentrickfilme mit dem Ziel, sexuelle Tabus aufzuzeigen und mit einer natürlichen Leichtigkeit auch noch zum Lachen bringen kommen aus der Serie „Teat Beat of Sex” von Signe Baumane, einem Jurymitglied. Sie schafft es, in ihren Filmen traurige Wahrheiten unserer Gesellschaft auf einfühlsame und humorvolle Art zu verarbeiten. Die meisten der gezeigten Filme können sich mit Ähnlichem rühmen. Ebenso vielfältig wie die Themen sind auch die Techniken: von Zeichentrick über stop motion bis zu 3D ist alles dabei. Um das Programm abzurunden, wurden Workshops und kostenlose Mini-Seminare angeboten.
Von ihren Kolleginnen und dem Festival begeistert zeigt sich Lourdes Villagómez, ebenfalls Jurymitglied: „Seit Jahren möchte ich hier herkommen und ich bin sehr froh, endlich persönlich dabei zu sein. Es ist großartig.“ Die Animationskünstlerin, Regisseurin, Lehrerin, Programmiererin und Produzentin war für die Auswahl des Programmabschnitts Spot on Mexico and Spain verantwortlich und war außerhalb des Wettbewerbs auch mit ihrem Werk „Syndrome de Line Blanca“ vertreten. Der Film geht auf sehr kreative und humorvolle Art mit dem Druck zu heiraten und eine Familie zu gründen um.
Sie schwärmt außerdem von der freundschaftlichen Atmosphäre. Bei „gemischten" Festivals gehe es viel offensichtlicher um professionelles Networking und um Geschäfte. Hier schwinge auch eine persönliche Ebene mit.
Allerdings sei die Zuwendung durch das österreichische Publikum ausbaufähig. „Ich finde es schade, dass die Leute in Wien kaum wahrnehmen, was für eine einzigartige Veranstaltung hier stattfindet.“ Tricky Women ist weltweit das einzige Festival, welches sich speziell dem weiblichen Trickfilmschaffen widmet. An der Qualität und am Charme des Festivals kann das mangelnde Interesse wohl nicht liegen. Die Eintrittspreise von neun beziehungsweise acht Euro könnten ein Grund dafür sein. Die diesjährigen Teilnehmerinnen nehmen neben der Inspiration aus den gesehenen Filmen und den geschlossenen Freundinnenschaften auch neue Projekte mit. Villagómez freut sich auf das baldige Entstehen einer Plattform mit Tipps, Erfahrungsberichten und Vernetzungsmöglichkeiten für die Finanzierung von Animationsfilmen in Blogform und ist fest entschlossen, das Festival nicht zum letzten Mal besucht zu haben.