Schönheitsideale

  • 26.12.2012, 14:09

Magersucht, Essbrechsucht und Esssucht sind allesamt Essstörungen und ernstzunehmende, psychische Krankheiten. Das Gewicht spielt dabei oft eine bedeutende Rolle. Für Menschen mit Essstörungen ist das Essen oder die Kontrolle darüber, eine Sucht, die seelische, körperliche und soziale Folgen hat.

Essstörungen

Magersucht, Essbrechsucht und Esssucht sind allesamt Essstörungen und ernstzunehmende, psychische Krankheiten. Das Gewicht  spielt dabei oft eine bedeutende Rolle. Für Menschen mit Essstörungen ist das Essen oder die Kontrolle darüber, eine Sucht, die  seelische, körperliche und soziale Folgen hat. Durch das ständige Bedürfnis, ihr Essverhalten zu vertuschen, sind Menschen mit Essstörungen oft sozial isoliert. Die Heilung von Essstörungen stellt sich als schwierig heraus. Anders als bei drogensüchtigen  Menschen kann man Menschen mit Esssucht oder Essbrechsucht das Essen nicht entziehen. Bei Essstörungen wird versucht, ein positives Verhältnis zum Essen und zum eigenen Gewicht zu schaffen, um das Essverhalten zu ändern. Mit 95 Prozent sind meistens  Frauen und Mädchen von Essstörungen betroffen. Doch die Zahl der Männer und Buben mit Essstörungen steigt.

Schönheitsideale

Der Körper ist heute stark in das Zentrum des gesellschaftlichen Bewusstseins gerückt. Wellness, Diäten und Fitnesstrainer_innen  boomen. Lisa Tomaschek-Habrina von sowhat, einem Beratungsund Therapiezentrum für Menschen mit Essstörungen, sieht darin aber nur eine oberflächliche Auseinandersetzung mit dem Körper. Wichtig ist, wie der Körper geformt werden kann, nicht aber, ob  man sich in diesem auch wohlfühlt. Vor allem von Frauen wird erwartet, einem einheitlichen gesellschaftlichen Schönheitsideal zu entsprechen. Der Einfluss der Medien und der Starwelt trägt gerade bei jungen Menschen zum Wunsch bei, das eigene Aussehen zu verändern. Die Anforderung, dass Frauen dünn sein müssen, um erfolgreich zu sein, bestimmt das Weiblichkeitsideal. Der ständige Drang, einem Bild zu entsprechen, das man aber nicht erfüllen kann, treibt die Zahl der Menschen, vor allem der Frauen, die an Essstörungen erkranken, in die Höhe.

Magersucht (Anorexia Nervosa)

Das Hauptmerkmal der Magersucht ist die extreme Gewichtsabnahme. Magersüchtige Personen versuchen durch zwanghafte Kontrolle der Nahrungsaufnahme ihr Gewicht zu senken. Obwohl Magersüchtige dünn sind, fühlen sie sich immer zu dick, essen weiterhin nur sehr wenig, kalorienarme Nahrung und missbrauchen Abführmittel, was zu extremem Gewichtsverlust führt. Körperliche Folgeschäden sind Müdigkeit, Konzentrationsschwäche, Magen-Darm- Beschwerden, das Ausbleiben der Menstruation durch hormonelle Veränderungen, das Absinken des Stoffwechsels, des Pulses, des Blutdrucks und der Körpertemperatur. Aufgrund von Vitamin- und Mineralmangel entstehen Zahnschäden, Muskelschwäche und Veränderungen der Körperbehaarung. Seelische Folgen sind Stimmungsschwankungen, Angst, Depression und Zwangsverhalten. Fünf bis zehn Prozent der magersüchtigen Menschen sterben an ihrer Sucht. Damit haben Magersüchtige die höchste Sterblichkeitsrate aller psychiatrischen Störungen.

Ess-Brechsucht (Bulimia Nervosa)

Die Essbrechsucht ist ein Wechsel von Heißhunger anfällen und dem Erbrechen des kurz zuvor Gegessenen. Während der Anfälle stopfen essbrechsüchtige Menschen leicht essbare, kalorienreiche Nahrung in kurzer Zeit in sich hinein. Aus Angst vor einer Gewichtszunahme erbrechen sie alles wieder, bevor es verdaut wird. Durch das ständige Erbrechen wird der Zahnschmelz zerstört und die Speiseröhre verätzt. Durch mechanische Brechhilfen entstehen häufig Verletzungen. Außerdem kommt es zu Störungen des Mineralstoffhaushalts, die zu Haarausfall, Veränderungen der Haut, Zahnproblemen und gestörten menstruellen Zyklen führen  können. Essbrechsüchtige sind von Herzrhythmusstörungen betroffen. Da sich essbrechsüchtige oft wehrlos und depressiv fühlen, kann es zu Suizidgedanken und -versuchen kommen.

Esssucht (Binge Eating Disorder – BED)

Im Gegensatz zur Magersucht verwenden esssüchtige  Menschen Essen als psychisches Mittel, um sich zu belohnen, zu trösten oder zu beruhigen, was jedoch nur kurzfristig hilft. Das Essen von hochkalorischen Nahrungsmitteln in großen Mengen gerät dabei außer Kontrolle. Mit dem Essen aufhören können esssüchtige Menschen erst, wenn ein unangenehmes Völlegefühl eintritt. Essen ist zentrales Thema, doch Esssüchtige fühlen sich dem Essen ausgeliefert. In Folge der Esssucht nehmen Betroffene bis zu 30 Prozent ihres Normalgewichts zu. Überlastung des Herzens, des Kreislaufs und des Skeletts können zu Schlaganfall, Herzinfarkt,  Leberschäden, Diabetes, Gelenkleiden und Wirbelsäulenschäden führen. Esssüchtige fühlen sich schuldig und unbehaglichund  werden oft ängstlich und depressiv.

Körperbild- oder Körperwahrnehmungsstörung (Dysmorphophobie)

Die Dysmorphophobie bezeichnet die Angst davor, hässlich zu sein. Ein bis zwei Prozent der Bevölkerung sind davon betroffen. Merkmal von dysmorphen Menschen ist die krankhafte Unzufriedenheit mit dem eigenen Aussehen. Minimale Makel werden als extrem hässlich empfunden. Die Folge ist eine übermäßige Beschäftigung mit dem Körper und ständige Kontrolle des Aussehens. Ständig empfinden dysmorphe Menschen den Drang, ihren Körper zu verändern. Chirurgische Eingriffe bleiben oft die einzige Möglichkeit, das Gefühl der Zufriedenheit bleibt dennoch meist aus. In Gesellschaft fühlen sich dysmorphe Menschen extrem  unsicher und beobachtet, dies kann zur kompletten sozialen  Isolation führen. Angstzustände, Minderwertigkeitskomplexe, Selbstwertprobleme und depressive Verstimmungen gehen mit der Dysmorphophobie einher.

Quellenangabe: Sowhat – Professionelle, interdisziplinäre Unterstützung für Menschen, die von Essstörungen betroffen sind.

AutorInnen: Marlene Brüggemann