Dem bedrohten österreichischen Film ein Festival
In Graz fand vom 18. bis 23. März die Diagonale 2014 statt. Innerhalb von sechs Ta-gen wurden 200 Filme gespielt – größtenteils österreichische. Diese sehen die Film-schaffenden nun bedroht.
In Graz fand vom 18. bis 23. März die Diagonale 2014 statt. Innerhalb von sechs Ta-gen wurden 200 Filme gespielt – größtenteils österreichische. Diese sehen die Film-schaffenden nun bedroht.
Einmal im Jahr ist Österreich im Film-Fieber. Heimische Produktionen werden bei der Diagonale in Graz präsentiert und im Anschluss wird oft mit den RegisseurInnen diskutiert. Von 500 eingereichten Werken werden 200 präsentiert, 25.000 BesucherInnen strömen in die Kinosäle. Die Filmindustrie zeigt sich stolz auf die „nationalen sowie internationalen Erfolge“ des kleinen Österreichs. Jener „Exportschlager“ droht nun „unverschuldet“ wegzufallen, wie die Filmschaffenden in einem für die Diagonale gemachten Protestvideo warnen. Der Hintergrund: Der größte Auftraggeber ORF will ein Drittel seiner Aufträge im heimischen Film kürzen. Damit wären 1.500 Arbeitsplätze vernichtet und SteuerzahlerInnen müssten für die anfallenden Sozialkosten von 25 Millionen Euro aufkommen. Das sei beinahe die Summe, die dem ORF aufgrund der Streichung der Gebührenrefundierung fehlt. „Blunzendeppat“, nennt Kabarettist und Schauspieler Lukas Resetarits dieses Vorgehen und sieht ORF und Regierung in der Verantwortung. Mehr dazu im Protest-Video.
Rezensionen
Unsere Redakteure waren bei der Diagonale vor Ort. Nachfolgend drei kurze Rezensionen. Die Filme „Der letzte Tanz“ und „Und in der Mitte, da sind wir“ wurden ausführlicher rezensiert.
Das finstere Tal
Zwei Stunden, in denen man sich nicht zu atmen traut. Garantierte Spannung und Action. Gedreht in den Alpen im Stil eines Western, Tobias Moretti und der Brite Sam Riley, der putzig am Tirolerischen scheitert. Teuer produziert und ein Aushängeschild des österreichischen Films.
Tweet:
"Das finstere Tal" ist stimmungsvoller, packender Western - made in Austria. Gute Bilder, viel Emotion und Dialekt. #diagonale2014 #Filmtipp
— Christoph (@Schattleitner) 22. März 2014
Der Fotograf vor der Kamera
Dokumentation über Erich Lessing (*1923), einer der bedeutendsten europäischen Reportage-FotografInnen der Nachkriegszeit. Bekannt in Österreich vor allem für das Foto von Leopold Figl mit dem unterzeichneten Staatsvertrag. Der Film begleitet Lessing in seinem Alltag und nimmt sich Zeit für Details. Oder: Er ist zu lang. Interessant für Geschichte-LiebhaberInnen und Fotografie-Begeisterte.
Tweet:
"Der Fotograf vor der Kamera", Doku über & mit Erich Lessing: "Ich bin Geschichtenerzähler. Schöne Bilder können andere machen." #Diagonale
— Christoph (@Schattleitner) 23. März 2014
Bad Fucking
Wirkt anfangs mehr als beschaulich, dieser Kurort namens Bad Fucking. Es dauert jedoch nicht lange, bis die Lage eskaliert. Oder eher die Lagen: quasi jedeR BewohnerIn des Dorfes ist involviert, als kaum eine Todsünde ausgelassen wird. Ist es eigentlich Zufall, dass Michael Ostrowski nicht weit ist, wenn es ein Inferno gibt?
Tweet:
Bad Fucking ist wohl einer der deppertsten Filme der #Diagonale2014. Aber sympathisch deppert und macht Spaß.
— Gerald Rumpf (@RumpfG) 26. März 2014
Die Diagonale in Zahlen
Von 1993 bis 1995 wurde die Diagonale in Salzburg abgehalten. Seit 1998 ist sie in Graz beheimatet. Im Jahr 2015 wird sie von 17. bis 22. März wieder unter der Leitung von Intendantin Barbara Pichler stattfinden.
- Filme: ca. 200
- BesucherInnen: ca. 25.000
- Spielstätten: 4
- 16 Preiskategorien
Gerald Rumpf und Christoph Schattleitner studieren „Journalismus und PR“ an der FH Joanneum in Graz.